Geschichte der Stadt Erfurt



Spuren erster Besiedlung finden sich bereits aus vorgeschichtlicher Zeit. So zeugen archäologische Funde im Norden Erfurts von menschlichen Spuren aus der Altsteinzeit um 100.000 v. Chr.

Funde in der Grube von Erfurt-Melchendorf belegen eine Besiedlung im Neolithikum. Sie gehören der Baalberger Kultur an (4200–3100 v. Chr.), der ältesten Stufe der frühbäuerlichen Trichterbecherkultur.

Die erste urkundliche Erwähnung von Erfurt erfolgte im Jahr 742, durch Missionserzbischof Bonifatius aus Mainz mit der Bitte an Papst Zacharias um Bestätigung von "Erphesfurt". Dieses Bistum wurde 755 mit dem von Mainz vereinigt. 805 erklärte Karl der Große Erfurt zu einem der Grenzhandelsplätze an der Grenze des Frankenreiches. Anschließend wurde eine erste, der heiligen Maria geweihte Kirche errichtet, die jedoch archäologisch nicht nachweisbar ist. Die ältesten Knochenfunde unter der Kirche konnten mit der Radiokohlenstoffmethode auf 1038 ± 44 datiert werden. Sie stammen aus einer Umbestattung und verweisen auf einen möglichen Vorgängerbau, der bisher unentdeckt blieb. Erfurt war unter den Karolingern und Ottonen eine Königspfalz; aus karolingischer Zeit stammt eine Münze Lothars I. Ab etwa 1000 traten die Erzbischöfe von Mainz auch als weltliche Herren in Erfurt auf.

In den Jahren 852, 936 und 1181 fanden wichtige Reichstage statt. So wurde zum Beispiel Ende 1181 Heinrich der Löwe durch Friedrich Barbarossa verurteilt und drei Jahre in die Verbannung geschickt. Am 26. Juli 1184 kam es bei einem Aufenthalt des römisch-deutschen Königs Heinrich VI. während einer königlichen Ratsversammlung zum Erfurter Latrinensturz, einem Gebäudeeinsturz, der eine hohe Zahl von Menschenleben forderte.

Mit ca. 18.000 bis 20.000 Einwohnern entwickelte sich die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert zu einer Stadt im Range einer mittelalterlichen Großstadt, die nur von Köln, Nürnberg und Magdeburg hinsichtlich der Größe übertroffen wurde. Erfurt erreichte damit den Gipfel seiner wirtschaftlichen, politischen und geistig-kulturellen Entwicklung im Mittelalter und wurde der Mittelpunkt des Handels im mittleren Heiligen Römischen Reich. Dazu gehörte auch die bereits im 13. Jahrhundert einsetzende Entwicklung Erfurts zu einem der größten Waidmärkte des Reiches. In etwa 300 Dörfern Thüringens wurde die Waidpflanze angebaut, aus deren Blättern man ein begehrtes und gewinnbringendes Blaufärbemittel gewann und welches mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt eng verbunden war. 1331 erhielt Erfurt das Messeprivileg von Kaiser Ludwig IV.

Erfurt war bereits im 13. Jahrhundert zu einem Bildungszentrum von weit ausstrahlender Bedeutung herangewachsen. Keine andere Stadt in Deutschland hatte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehr Studenten. Im Occultus Erfordensis von 1281/1283 wird die (vermutlich fiktive) Zahl von 1000 Erfurter Scholaren angegeben. Geprägt wurde diese Zeit durch das Wirken von Meister Eckhart, der ab 1277 hier studiert hatte und ab 1292 Prior des Erfurter Dominikanerklosters und Vikar seines Ordens für Thüringen war. Er machte mit seinen Predigten und Schriften Erfurt zu einem Zentrum der theologischen Philosophie jener Zeit. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich das Erfurter studium generale zur bedeutendsten Bildungsanstalt im Römisch-Deutschen Reich. Neueste Forschungen ergaben, dass schon zuvor die Universität 1379 mit ihrem Gründungsprivileg als erste und älteste Universität auf deutschem Boden gegründet worden war. Die bisherige Datierung auf 1392 war dem Umstand geschuldet, dass der offizielle Lehrbetrieb zu diesem Zeitpunkt aufgenommen wurde. Bei der Gründung ist zu beachten, dass es sich hierbei um eine nicht-fürstliche, sondern bürgerliche, und somit durch den Rat der Stadt gegründete Universität handelte.

Der Dreißigjährige Krieg schädigt die Stadt schwer. Erfurt wird von 1632 bis 1635 und von 1637 bis 1650 von den Schweden besetzt. Der Westfälische Friede bringt der Stadt nicht die erhoffte Reichsfreiheit. Im Ergebnis des 1648 ausgehandelten Westfälischen Friedens bekam der Kurfürst von Mainz erneut seine territorialen Rechte an Erfurt bestätigt. Dadurch werden wieder jahrelange Auseinandersetzungen ausgelöst. 

1664 eroberten französische und Reichsexekutionstruppen des Mainzer Kurfürsten und Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn Erfurt, was zur Wiederherstellung der kurmainzerischen Herrschaft über die Stadt führte.

1802 kamen Stadt- und Landgebiet Erfurt gemäß dem preußisch-französischen Vertrag als Entschädigung zu Preußen. Nach der Niederlage der Preußen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt kapitulierte die Stadt am 16. Oktober 1806. Am 17. Oktober wurde die Stadt kampflos durch die Truppen Napoleons besetzt. Dieser erklärte 1807 Erfurt zusammen mit Blankenhain als Fürstentum Erfurt zu einer kaiserlichen Domäne, die nicht Teil des Rheinbunds war, sondern direkt dem Kaiser unterstand.  

1814 endete nach erfolgreicher Belagerung durch preußische, österreichische und russische Truppen die französische Besetzung. Erfurt fiel 1815 gemäß der Entscheidung des Wiener Kongresses an Preußen zurück, welches den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach abtrat. 1816 wurde die Universität Erfurt geschlossen. Im gleichen Jahr wurde Erfurt Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und Sitz der preußischen Bezirksregierung (Regierungsbezirk Erfurt), welche dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg unterstand. Der Stadtkreis Erfurt wurde jedoch bereits 1818 wieder mit dem Landkreis Erfurt verbunden.

Am 1. Januar 1872 schied die Stadt erneut aus dem Landkreis Erfurt aus und wurde kreisfrei. Ungefähr um diese Zeit begann der stückweise Abbruch der bis dahin komplett erhaltenen imposanten Wehranlagen der Stadt, einer äußeren und einer inneren Mauer sowie vorgelagerter Schanzwerke. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts war der Zwinger, also der Raum zwischen innerer und äußerer Stadtmauer, an Privatnutzer verpachtet.

1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern Großstadt. Der Erste Weltkrieg kostete 3579 Erfurter Bürger das Leben. Als 1920 das Land Thüringen mit der Landeshauptstadt Weimar gebildet wurde, wurden die preußischen Gebiete Thüringens einschließlich Erfurts aufgrund des Widerstands der preußischen Regierung nicht miteinbezogen.   

Am 1. Juli 1945 stellte die preußische Bezirksregierung ihre Tätigkeit ein. Die Stadt wurde mit dem Regierungsbezirk Erfurt dem Land Thüringen zugeordnet. Am 3. Juli übernahmen schließlich Einheiten der Roten Armee aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und der Beschlüsse der Konferenz von Jalta die Stadt, Erfurt wurde Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone.

1948 wurde Erfurt durch den Thüringer Landtag zur thüringischen Landeshauptstadt ernannt, bevor im Jahr 1952 das Land Thüringen aufgelöst und in drei Bezirke eingeteilt wurde, wobei Erfurt Sitz des Bezirks Erfurt wurde. 

1989 kam es auch in Erfurt zu immer größeren Demonstrationen, die schließlich den politischen Umbruch einleiteten. Am 4. Dezember 1989 wurde das Gebäude der Staatssicherheit in der Andreasstraße von Erfurter Bürgern besetzt und eine Bürgerwache eingerichtet. 1991 stimmten 49 von 88 Abgeordneten des Landtags für Erfurt als Thüringer Landeshauptstadt. 

Am 26. April 2002 erlangte Erfurt durch den Amoklauf im Gutenberg-Gymnasium weltweite mediale Aufmerksamkeit.